Es war einmal vor langer Zeit,
da war’n die Menschen sehr gescheit.
Sie dachten viel, sie dachten gut,
und Gott erkannte – die sind klug!
Drum packte er sein Köfferlein,
(er war ja Gott, da ging viel rein)
nahm seinen Stock und seinen Hut
und machte Urlaub frohgemut.
Nach gar nicht mal so langer Zeit
kam er zurück und war bereit
zu kümmern sich um seine Welt,
sie hatte ihm doch sehr gefehlt.
So blickte er herab von oben,
sah manche Menschen ihn noch loben,
doch mehrheitlich war Zweifel da
ob Gott nicht doch erfunden war.
Das traf ihn sehr, er war betrübt,
wusste er doch, er war beliebt
vor gar nicht allzu langer Zeit.
War sein Geschöpf denn noch gescheit?
Wie kam der Mensch auf die Idee,
dass Gott ihm nicht zur Seite steh‘?
Warum war Gott nicht mehr der Star,
der er doch früher für ihn war?
Jetzt beten sie das Wissen an,
der Glaube der steht hintenan,
Und selbst die Führer in dem Glauben
scheinen and’re auszurauben.
Es geht fast nur um Macht und Geld,
es freut sich der, der beides hält.
Das ist der Glaube der besteht,
auch wenn die Menschheit untergeht.
Gott war auf einmal gramgebeugt,
das hat ihn wahrlich nicht erfreut.
Er weinte manche Träne gar,
weil er das Übel darin sah.
Er überlegte hin und her,
was denn jetzt wohl das Beste wär.
Sollte er strafen, oder lehren,
die Menschen von der Erde kehren?
Sollt‘ er die Erde wieder fluten,
um Böse, aber auch die Guten
von ihrem Angesicht zu fegen,
und starten mit ’nem neuen Eden?
Dann dachte er: „Das ist nicht drin!
Denn das war nicht in meinem Sinn,
als ich dem Mensch den Willen gab
frei zu entscheiden bis zum Grab,
was immer er für richtig hält.
Jetzt strebt er nur nach Macht und Geld,
will, dass die Welt um ihn sich dreht,
und predigt, was er nicht versteht.
‚Der Glaube ist nicht von Belang,
auf Wohlstand kommt es wirklich an!‘
Das ist die Rede dieser Leute,
die Leichtgläub’gen sind ihre Beute.“
Und da nun Gott den Willen ehrt,
der Freiheit jedem Mensch gewährt,
der die Geschöpfe glücklich macht
(so war zumindest es gedacht),
kam er für sich zu dem Entschluss,
dass jeder selbst erkennen muss,
was ihn von seinem Glücke trennt,
dem ständig hinterher er rennt.
Was ihm die Ruhe gibt im Leben,
sei es das Nehmen oder Geben,
sei es allein sein oder nicht,
sei es das Wollen oder Pflicht,
sei es sich nützlich zu erachten,
sei es Geschöpfe abzuschlachten,
sei es zu scheinen hart und rauh,
sei es zu gelten als sehr schlau,
sei es zu herrschen ungehemmt,
sei es zu bleiben and’ren fremd,
sei es nur einfach freundlich sein,
was man auch will, Gott findets fein.
Er lässt uns zweifeln oder glauben,
er will nichts geben oder rauben,
er ist kein Herrscher oder Sklave,
behandelt Böse so wie Brave.
Denn unser Streben, unser Wille
sei das, was unser Leben fülle.
Es ist die Freiheit uns’rer Wahl:
das Leben fruchtig oder schal.
Was wir für uns als gut ansehen
wird auch vor Gottes Blick bestehen.
Er wird nicht strafen oder loben,
er wird nicht jubeln oder toben.
Er wird uns stets die Freiheit geben
nach uns’rem Willen so zu leben,
wie wir es selbst uns ausgesucht,
es ist kein Segen oder Fluch.
Es ist nur einfach unser Leben,
unser Wollen, unser Streben.
Und das ist das, was Gott erfreu:
„Sei stets Du selbst und bleib Dir treu.“