Das Staunen

Wir wissen wirklich viele Dinge,
wissen, dass die Welt sich dreht,
auch warum die Sterne funkeln,
und die Sonne untergeht.

Doch wissen wir noch, was wir fühlten,
als wir das noch nicht erkannt,
als die Dinge die wir sahen
gingen über den Verstand?

Was wir uns für Mühe gaben,
zu ergründen was geschieht,
bis wir ausgeknobelt haben,
was dann logisch vor uns liegt?

Die Gefühle heissen „Staunen“
und sie haben einen Zweck:
denn so lange wir noch staunen
haben wir was nicht entdeckt.

Drum erfreu‘ Dich stets am Staunen,
wenn du etwas noch nicht weisst,
denn es hilft dir zu ergründen
Dinge mit dem eig’nen Geist.

Die Teufelsspur

Schon als Kinder lernten wir,
wie Du mir, so ich auch Dir.
Und für allzu viele Leute
gilt’s wie damals so auch heute.

„Rache“ ist das Wort für dieses
und das ist was wirklich Mieses.
Aug‘ um Auge, Zahn um Zahn,
wird gern zitiert für diesen Wahn,
doch blind und zahnlos ist das Ziel
von dem der diesem Wahn verfiel.

Ist Gerechtes Grund der Rache?
Wärs Gerächtes – üble Sache!
Denn dem Kreis, den Teufel ziehen
kann nur der einmal entfliehen,
der den Kreislauf auch erkennt
und nicht immer weiter rennt.

Versucht, die ander’n zu verstehen,
es aus ihrer Sicht zu sehen.
Und das ist auch ziemlich leicht,
denn ihr seht es alle gleich:

Er hat mir etwas angetan,
und so mach ich einen Plan,
ihm das wieder zu vergelten –
weiter denken ist da selten.

Den Kreis des Teufels zu zerstören,
mit der Rache aufzuhören,
ist so schwierig und so leicht,
wie die Liebe man erreicht:

Vergib dem, der Dir Schlimmes tat,
sieh von seiner Bosheit ab,
erkenn‘ die Zukunft, die Du magst,
wenn Rache Du zum Teufel jagst.

Muttertag

Ein Baby, in die Welt entlassen,
kann die Freude noch nicht fassen:
Liegt im Arm von seiner Mutter,
alles wunderbar in Butter!

Hat als erstes mitgekriegt:
„Da ist ja jemand, der mich liebt!“
fühlt sich sicher und geborgen,
macht sich keine grossen Sorgen.

Wird sodann nach Haus gebracht,
dort behütet Tag und Nacht,
wird gefüttert und trainiert,
damit’s im Leben nicht verliert.

Dann in seinem weit’ren Leben,
wird’s Höhen und auch Tiefen geben,
wird es noch sehr vieles lernen
und sich von zu Haus entfernen.

Doch mindestens ein Tag im Jahr,
ist es für die Mutter da,
zeigt, wie sehr es sie stets mag,
nicht nur an diesem Muttertag.

Gegenliebe

„Ich liebe Dich!“ ist schnell gesagt,
doch mancher hat davor verzagt,
denn sagt man es dem Gegenüber
hört man gern „Ich lieb‘ Dich wieder!“.

Und sagt der andere das nicht,
verliert man schnell das Gleichgewicht,
er soll es doch genauso sehen
und zu seiner Liebe stehen!

Doch Liebe funktioniert so nicht,
sie hat ein anderes Gewicht,
sie macht nicht immer alles gleich,
macht niemand arm und niemand reich.

Sie kommt auch nicht zu Dir geflogen,
wird nicht eingeimpft von oben,
ist nicht Segen oder Fluch,
und auch kein Betrugsversuch.

Wenn man jemand wirklich liebt,
ist man froh, dass es ihn gibt,
möchte, dass er fort besteht
und dass es ihm bestens geht.

Gegenliebe wäre schön,
jeder kann das gut versteh’n!
Doch so sollt‘ Liebe niemals sein,
basiert sie drauf, ist sie nur Schein.

Der liebe Tote

Gevatter Tod schwebt leis‘ heran,
er kommt nicht um zu töten,
er hilft nur dem, der sterben musst‘
ins Jenseits zu entschweben.

Dann sind sie alle beide fort,
dorthin, wohin sie sollen,
zurück bleibt Trauer, Wut und Schmerz
und Wieder-Haben-Wollen.

So manch einer erinnert sich
an den, der kürzlich lebte,
daran, was man mit ihm erlebt‘,
wohin man mit ihm strebte,
was man von ihm erfahren hat,
was selbst man zu ihm sagte,
wie man ihn einmal vor sich sah
und was ihn manchmal plagte.

Physisch ist er nicht mehr da,
doch wenn Du Dich erinnerst,
dann bist Du noch mit ihm vereint,
weil Du Dich um ihn kümmerst.

Und das ist es, was wichtig ist,
was wirklich Trost uns gibt:
Er lebt in der Erinn’rung fort
durch jeden, der ihn liebt.

Mein Freund Priori

Ich habe einen guten Freund,
der mit mir durchs Leben streunt,
auf den ich mich stets stützen kann,
er ist ein guter Wandersmann.

Wenn ich mal nicht weiter weiss,
von der Stirne tropft der Schweiss,
weil ich nicht entscheiden kann –
mein Freund hat immer einen Plan!

Auf ihn kann ich mich blind verlassen,
er führt mich durch die engsten Gassen,
er zeigt mir stets den rechten Pfad,
er bringt mich nicht von diesem ab.

Er gab mir immer seinen Rat,
wenn ich ihn um diesen bat,
so weiss ich stets, wie’s weitergeht
und was mein Freund Priori tät.

Die Qual der Wahl

Fahr ich Auto oder Rad?
Reit ich langsam oder Trab?
Nehm ich Seife oder Schaum?
Bin ich ernsthaft oder Clown?

Ess ich Pizza oder Lauch?
Hör ich Kopf zu oder Bauch?
Wähl ich Linke oder Rechte?
Kauf ich Körbe oder flechte?

Lieb‘ ich Arbeit oder Spiel?
Wahlen haben wir sehr viel!

Wie sollen wir denn nur erkennen,
was wir wählen und benennen,
welche Wahl die Beste ist
und nicht wirklich grosser Mist?

Eigentlich ist es ganz leicht,
wie man dieses Ziel erreicht.
Bist nicht sicher Du beim Wählen,
kannst Du mit dem Rat nicht fehlen:
Nimm dann das, was Spass Dir bringt
weil das auch Dein Herz beschwingt.

Schwingt das Herz im rechten Takt,
Dich auch schnell die Freude packt.
Und so nimmst Du mancher Wahl
ihre Qual.

Der Weihnachtsplan

Leise flockt der Schnee vom Himmel,
legt sich über Feld und Wald,
aus der Ferne naht Gebimmel,
macht bei jedem Schornstein halt.

Mit “HoHo” und schönen Gaben,
steigt er in die Stuben ein,
will gern Milch und Plätzchen haben,
unerkannt verschwunden sein.

So manche grosse Kinderaugen
blieben in der Weihnacht wach.
Wollten wissen, nicht nur glauben
wer da landet auf dem Dach.

Der kleine Max ist sich nicht sicher,
ob es ihn auch wirklich gibt.
Und mit schelmischem Gekicher
wird ein Plan zurecht gestrickt.

Er schläft auf Vorrat ein paar Tage,
tut die Milch mit Tropfen mischen,
so ist er schliesslich in der Lage,
wenn’s ihn gibt, ihn zu erwischen.

Schlafen soll der dicke Mann,
und nicht Max, so soll es klappen.
Und er will zur Weihnacht dann,
sich den Schenker einfach schnappen.

Augen auf und wach gelegen!
Ohr gespitzt und acht gegeben!
Nur nicht schlafen heute Nacht,
Weihnachtsmann, nimm Dich in Acht!

Max liegt wach und nachts um zwei
da hört er von unten endlich
Rascheln, Knistern und dabei
murmelt jemand unverständlich.

Dann ein Beissen und ein Bröseln,
einen Schluck der kühlen Milch,
“Ha, ich hab Dich!” will sich lösen
aus der Kehle von dem Knilch.

Doch er kann sich grad noch zügeln.
Keinen Fehler jetzt begeh’n!
Die Treppe runter wie auf Flügeln,
um den Weihnachtsmann zu seh’n.

Und da steht er, schwankt ein wenig,
rote Jacke, weisser Bart.
Gross und rundlich wie ein König,
doch er kommt recht schnell in Fahrt.

Springt zur Tür auf die Terrasse,
die auch schon geöffnet ist,
läuft vom Garten in die Gasse,
und ist in die Nacht entwischt.

Maximilian steht verdattert
in der Tür zum Weihnachtsraum.
“Der Weihnachtsmann, den gibt’s ja wirklich!
Trotz dem Plan: ich glaubt’ es kaum.”

Am nächsten Tag kommt die Familie,
Opa, Oma und noch mehr:
Onkel Franz, Tante Otilie
wie jedes Jahr zum Essen her.

Max erzählt von dem Erlebten,
wie den Weihnachtsmann er fand.
Dass der Zweifel, den er hegte,
wie der Weihnachtsmann verschwand.

Und so sind nun alle fröhlich,
jeder ist sehr gut gelaunt,
Max und Onkel Franz sind müde
worüber aber keiner staunt.

Mann und Frau

Mann und Frau sind ohne Frage
gegenseitig eine Plage.

Er sieht Sport und feuert an
wen er sportlich leiden kann,
werkelt auch mal gern im Haus,
baut was rein oder auch aus,
fährt zur Arbeit und holt Geld,
weil ihn das am Leben hält.

Sie mag Filme mit Gefühl,
empfindet dabei auch recht viel,
macht sehr gern die Wohnung schön,
hat im Fenster Pflanzen stehn,
pflegt Kontakte, kennt Termine,
und ist fleissig wie ’ne Biene.

Diese zwei sind grundverschieden
und mit Recht getrennt geblieben!

Doch dann kam ein kleiner Mann
nackt mit Pfeil und Bogen an,
traf ihr Herz genau wie seins
und aus zweien wurde eins.

Beide sehen Filme an,
über die man lachen kann,
beide schaffen sich ein Heim
laden auch gern Freunde ein,
beide reisen um die Welt,
weil es ihnen gut gefällt,
beiden machen Tiere Freude,
und auch diese mögen beide,
beide lieben sich unendlich
und dadurch wird das verständlich:

Mann und Frau, das ist ja klar,
die sind füreinander da!

Rosendorn

Die Dornen an dem Rosenstrauch –
ob es die nun wirklich braucht?
Sieh noch mal genauer hin:
am Dornenstrauch die Rosen blühn!