Der Looping

Erneut habe ich einen weiteren Schritt Richtung besserer Lebensqualität gemacht. Nach einem Gespräch mit meiner Diabetesberaterin, in dem sie mich unter anderem darauf hingewiesen hat, dass es inzwischen Ergebnisse gibt, was die Ansteuerung meiner Insulinpumpe Accu-Chek Spirit über das Smartphone angeht, habe ich mich auf die Suche im Internet gemacht. Dort bin ich dann auch fündig geworden. Unter AndroidAPS habe ich die Informationen gefunden, die es mir ermöglichten, meine Insulinpumpe in mein CGM-System zu integrieren.

Dabei hat mir die Vertrautheit mit Nightscout, Glimp und dem dadurch als CGM verwendbaren FreeStyle Libre sehr geholfen. Nun gehöre ich auch zu den „Loopern“. Das sind Menschen, die die ermittelten Werte eines CGM dazu verwenden, die Insulinpumpe automatisch oder halbautomatisch zu steuern. Derzeit verwende ich einen „Open Loop“, was bedeutet, dass ich zwar die Werte automatisch ermitteln lasse und auch die Aktionen für die Pumpe vorgeschlagen werden, aber ich diese noch manuell freigebe. Bei einer „Closed Loop“ wird die Pumpe vollautomatisch von einer App gesteuer. So ein System heisst „Artificial Pancreas System“ oder abgekürzt APS. Das bedeutet auf Deutsch „Künstliches Bauchspeicheldrüsen System“.

Derzeit ist das noch eine Sache für Programmierer oder sehr technikaffine Zeitgenossen, da es nötig ist, die dafür benötigte App selbst zu kompilieren und auf das Smartphone aufzuspielen. Dieses System entzieht sich auch jegliche gesundheitsbehördlicher Regulierung und damit auch Genehmigung und es wird immer ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das alles auf eigene Gefahr verwendet wird.

Das dürfte für die meisten Diabetiker allerdings nicht wirklich abschreckend wirken, da sie für das Leben mit ihrer Krankheit sowieso sehr viel auf Selbsthilfe angewiesen sind.

Also bin ich seit 14.08.2018 ein Looper. Und ich muss sagen, es scheint relativ gut zu funktionieren. Die Bolus-Einheiten kann ich nun über eine App auf dem Handy abgeben und muss nicht mehr an der Pumpe oder deren Kontrollgerät rumfummeln. Als Korrektur wird immer die temporäre Basalrate angepasst, weshalb es wichtig ist, dass die Basalrate korrekt eingestellt ist.

Eine grosse Hürde war die Verbindung der Pumpe über Bluetooth mit meinem Handy. Da dieses ein Pixel 2 mit Android P ist und es da gewisse Diskrepanzen in der Verarbeitung der Pairinganfrage gab, war es nicht möglich, ein Pairing durchzuführen und so der Pumpe mein Handy als Steuergerät unterzujubeln.

Ich habe es dann dennoch geschafft, indem ich die App Ruffy im Androidstudio im Debugger gestartet habe und auf dem über USB angeschlossenen Handy ausführen liess. Dort habe ich dann genau das gleiche gemacht, wie vorher auf der installierten App. Und diesmal hat das Pairing funktioniert. Anscheinend wird bei einer Verbindung mit dem Debugger irgendetwas anders gemacht, als ohne diesen. Vielleicht liegt es auch nur an der veränderten Laufzeit, weil Apps im Debugger normalerweise gemütlicher unterwegs sind als ohne diesen.

Aber die Verbindung hat geklappt und nun beobachte ich das weitere Verhalten meiner Werte und die Vorschläge, die mir AndroidAPS unterbreitet.

Blutig messen? Kannst‘ vergessen!

Ich messe mittlerweile (Stand 28.3.2018) seit beinahe drei Monaten fast ausschliesslich über den FreeStyle Libre Sensor und nur hin und wieder blutig, wenn der Sensor seltsame Werte liefert (z.B. wenn er nicht mehr richtig sitzt oder noch nicht voll initialisiert ist). Deswegen war ich sehr gespannt, wie mein HbA1C nach dieser Zeit aussieht.

Heute war ich nach knapp drei Monaten beim Vampir und hab meine Blutprobe dort gelassen. In der Praxis haben sie die Möglichkeit, den HbA1C sofort zu bestimmen, was ich dann auch in Anspruch genommen habe.

Mein letzter Wert Anfang des Jahres war bei 8,9, was mir deutlich zu hoch war. Deswegen habe ich neben der Messungsart ausserdem noch meine Essgewohnheiten geändert und weniger Mahlzeiten mit jeweils auch weniger Broteinheiten zu mir genommen. Das kam auch meinem Gewicht zu gute. 🙂

Das Ergebnis: ein HbA1C von 7,5. Damit steht für mich fest, dass die blutige Messung generell wirklich nicht mehr benötigt wird. Die Werte, die die Sensoren liefern, stimmen zwar vom absoluten Wert her nicht mit den gleichzeitig gemessenen Blutzuckerwert überein, aber für eine sinnvolle Therapie reichen sie völlig aus. Das Blutzuckermessgerät habe ich trotzdem immer bei mir, um Sensor-Ausfälle kompensieren oder unerklärliche Werte überprüfen zu können.

Dass die Werte nicht übereinstimmen, ist auch völlig klar. Man misst mit dem Blutzucker ja den Zucker dort, wo er noch gar nicht benötigt wird, sondern erst auf dem Weg ist. Deswegen weicht er natürlich vom Zucker am Sensor ab, weil der Sensor an einer Stelle misst, die wesentlich näher am Ort des Bedarfs liegt. Dorthin ist der gemessene Blutzucker erst unterwegs.

Ich kann durch das CGM wesentlich schneller auf steigende Werte reagieren und werde nun die Grenzwerte etwas sportlicher (sprich niedriger) einstellen. Die Alarme, die dadurch ausgelöst werden, sind wirklich sehr hilfreich bei der Therapie.

Ich muss zwar nach wie vor die Ermittlung der Werte ständig im Auge behalten, weil die Sensor-Smartwatch manchmal keine Werte auslesen kann, die Armbanduhr keine Updates empfängt oder die Verbindung zum Smartphone auch mal verloren geht, aber das ist ein kleiner Preis im Vergleich zur bisher notwendigen Selbstverstümmelung zur Werteermittlung.

Blut am Messer? – das geht besser!

CGM mit FreeStyle Libre

Das FreeStyle Libre eignet sich hervorragend, um es zu einem CGM umzufunktionieren. Es handelt sich bei dem Sensor des FreeStyle Libre um ein Gerät, welches einen Schlauch besitzt, der in das Unterhautfettgewebe eingeführt wird. Es misst jede Minute einen Wert, den es dann intern für 15 Minuten speichert. In der 16. Minute werden die Werte verworfen, der aktuelle gespeichert und wieder ein 15 Minuten Intervall begonnen. Wenn man den Sensor also innerhalb von 15 Minuten über ein Gerät per NFC ausliest, erhält man eine recht engmaschige Messkurve. So kommt man zu einem schönen Verlauf der Zuckerwerte. Leider muss das aber immer durch ein Lesegerät initiiert werden, weshalb diese Methode auch FGM (Flash Glucose Monitoring) heisst und nicht CGM (Continuous Glucose Monitoring). Doch es gibt Möglichkeiten, das zu automatisieren. Es gibt inzwischen Firmen, die Aufsätze für den Sensor herstellen, die diesen per NFC auslesen und über Bluetooth an das Handy schicken können.

Ambrosiasys stellt zum Beispiel so etwas her, wobei mir der Sinn der Einwegaufkleber verschlossen bleibt, weil der Preis astronomisch ist. Ich bin ja wirklich froh, dass meine Krankenkasse kaum Probleme gemacht hat, als ich die FreeStyle Libre-Sensoren beantragt habe und mir auch zugesichert hat, dass diese auch weiterhin zuverlässig gezahlt werden. Aber nochmal genau den gleichen Preis für einen Aufkleber auf den Sensoren aus deren Kreuz zu leiern scheint mir eine etwas unrealistische Erwartungshaltung zu sein. Die mehrfach verwendbare Variante ist da schon sympathischer, allerdings steht da auch nur „can be used multiple times“ dabei, was in mir die Vermutung keimen lässt, dass das vielleicht auch nicht so wirklich lange hält. Die Notwendigkeit, das in Amerika zu bestellen ist der nächste Abschrecker für mich. Wenn das dann nicht mehr funktioniert, sollte man das möglichst ein paar Wochen vorher wissen, um eine durchgehende Versorgung sicher zu stellen, was aufgrund von fehlenden Hellsehermodulen ein eher illusorisches Szenario ist.

Also habe ich mich weiter umgesehen und bin dann zunächst über NightScout gestolpert. Dieses Programm speichert Sensorwerte in der Cloud und erhält diese im Zusammenhang mit FreeStyle Libre von einer App namens Glimp. Diese App liest auf einem Smartphone per NFC den Sensor aus und lädt die entsprechenden Daten anschliessend zu NightScout hoch, wo sie dann gespeichert werden. Das ist schon eine sehr feine Sache, weil man dann kaum noch Werte von Hand erfassen muss. Man muss aber nach wie vor den Sensor mit dem Smartphone scannen. Hier wäre eine Lösung wünschenswert, die diese Daten einfach direkt ans Smartphone sendet, aber auf eine solche von den Herstellern müssen wir wohl noch eine ganze Weile warten.

Alerdings gibt es eine Alternative dazu, auf eine Lösung zu warten. Eine Smartwatch kann dabei behilflich sein. Soweit ich das im Internet nachverfolgen konnte, gibt es derzeit eine einzige Smartwatch, die in der Lage ist, den NFC-Sensor des FreeStyle Libre auszulesen. Das ist die Smartwatch 3 von Sony. Allerdings nur mit einer alten Android Version, da das NFC auf der Smartwatch extra freigeschaltet werden muss, was neuere Android Versionen wohl verhindern (warum auch immer).

Ich habe mir also so eine Smartwatch bestellt und ausserdem noch eine Halterung, die diese dann über dem Sensor festhält.

Smartwatch 3 von Sony
FreeStyle Libre Adapter

Die SmartWatch musste dann erstmal auf die richtige Betriebssystemversion gebracht werden. Das war zwar nicht ganz einfach, aber dank eines guten Guides habe ich es dann geschafft.

Allerdings auch erst, nachdem ich das auf einem Windows 7 Rechner versucht habe. Unter Windows 10 macht einem das Betriebssystem einen Strich durch die Rechnung, weil die SmartWatch nicht mehr über die USB-Verbindung ansprechbar ist, sobald sie sich im Fastboot-Modus befindet. Unter Windows 7 ging es so wie unter dem Link oben beschrieben.

Nachdem das geschafft war, fehlte noch ein Programm, was die Daten ausliest. Das war dann zunächst Libre Alarm, eine App, die sich in der Betaphase befindet und mit entsprechender Einstellung aber ganz gut funktioniert.

Allerdings muss ich dazu sagen, dass es da dann ein Problem mit dem Betriebssystem auf der Uhr gab, weil sich Libre Alarm nicht damit verbinden wollte. Nach längerem Suchen bin ich dann auf die Lösung gestossen. Man braucht dafür eine bestimmte Version des Google Play Store.

Diese Anleitung erklärt recht gut, wie man die Smartwatch 3 zu einem CGM umbauen kann. Wichtig sind dabei auch die letzten Schritte, mit denen die Smartwatch dazu gebracht wird, möglichst wenig Strom zu verbrauchen und was noch wichtiger ist, weniger Hitze zu entwickeln. Ich habe festgestellt, dass zu viel Hitze zu erhöhter Schweissbildung führt, ohne dass man sich dessen bewusst wird.

Inzwischen bin ich zu Glimp gewechselt, da mir die Auswertung in der App besser gefällt und eine mehrjährige Betaphase wie bei Libre Alarm mich zu sehr an meine Bastelprojekte erinnert, die nie zu einer wirklich brauchbaren Lösung geworden sind.

Mein CGM umfasst nun folgende Komponenten:

Hardware

Smartwatch 3 von Sony
Sony SmartWatch 3 (SWR50) Adapter V2
Huawei Watch 2
– Smartphone Nexus 6P

Software

Glimp App
Nightscout
Android Wear
Diamant (meine selbst geschriebene Software)

Installation

Die Smartwatch 3 wird zunächst auf die richtige Version gebracht und die NFC-Fähigkeit wird aktiviert. Dazu gibt es hier eine hervorragende Anleitung: Anleitung für Smartwatch 3. Aber auch Freestyle Sticker stellt eine Anleitung dafür zur Verfügung.

Auf dem Handy wird die App Android Wear installiert und mit beiden Smartwatches verbunden. Dann wird die App Glimp auf dem Handy installiert, die sich dann automatisch auf die Smartwatch 3 installiert. Auf der Huawei Watch 2 wird dann Glimp direkt aus dem Play Store installiert.

Die Smartwatch 3 wird dann mit dem Adapter von Freestyle Sticker auf dem Sensor von Freestyle Libre befestigt. Sie kann vermutlich auch hingeklebt werden, aber da sie jeden Tag geladen werden muss, ist es besser, einen Adapter zu verwenden, den man abnehmen kann. Der Ladevorgang dauert so ungefähr 1 1/2 Stunden. Mit dem Adapter kann man das sogar am Arm direkt machen, solange man sich in der Nähe der Steckdose aufhält.

In Glimp auf dem Handy wird zunächst die Nightscoutverbindung eingerichtet. Das geschieht im Menüpunkt „Optionen – entferntes Glukose-Monitoring“. Hier wird unter Homepage die entsprechende URL angegeben und darunter der API-Schlüssel, der für den Zugriff festgelegt wurde. Dieser wird benötigt, damit Glimp die Daten hochladen kann. Mit „Prüfe Verbindung“ kann dann sichergestellt werden, dass der Zugriff auf Nightscout korrekt funktioniert.

Danach muss in Glimp noch der Menüpunkt „Optionen – CGM on wearable“ aufgerufen werden. Dort verbindet man Glimp mit der Smartwatch 3, stellt die Häufigkeit der Messungen ein (bei mir wird zur Zeit alle 10 Minuten gemessen) und ruft „Starte CGM“ auf. Danach werden im angegebenen Intervall die Werte ermittelt und an Nightscout übertragen. Wenn die Zeit zwischen den Messungen weniger als 15 Minuten beträgt, erhält man für jede Minute einen Wert.

Wichtig ist noch, dass man Glimp auf dem Handy so einrichtet, dass es nicht auf Sparflamme gesetzt wird, wenn das Handy Strom sparen möchte. Das geschieht nämlich in Android ab Version 7 (Android Nougat), wenn die App längere Zeit im Hintergrund läuft, das Handy länger nicht verwendet wird oder wann immer Android meint, es müsse Energie sparen.

Dazu muss man im Handy in die Einstellungen gehen, dort „Apps & Benachrichtigungen“ aufrufen, Glimp suchen und dort dann bei „Akku“ die Akku-Optimierung ausschalten.

Mit diesem Setup habe ich immer den zuletzt gemessenen Wert als Anzeige auf meiner Smartwatch am Handgelenk und kann jederzeit die Daten in Nightscout im Browser oder auf dem Handy anschauen. In Nightscout kann ich dann auch mit dem Bolus-Rechner die benötigte Insulinmenge berechnen lassen, wenn ich etwas esse.

Die Webseite Diamant ist zur Zeit in der Entwicklung und eines dieser Projekte von mir, die vermutlich nie die Marktreife erlangen werden ^^. Aber ich verwende das seit langer Zeit zur Erfassung meiner Daten und habe es inzwischen um eine Importfunktion für Nightscout erweitert, so dass ich das weiterhin gut nutzen kann. Der Vorteil, den ich mit dem Programm habe ist, dass es wie Nightscout auch eine Webseite ist und so von überall zugreifbar ist. Der Vorteil gegenüber Nightscout ist, dass ich die Berichte, die ich erzeuge selbst umbauen kann und auch dass die Daten komplett in Google Drive gespeichert werden, weshalb die einzige Voraussetzung für die Verwendung von Diamant ein Konto bei Google ist und keine Anmeldung an anderen Diensten benötigt wird.

Wenn jemand Interesse daran hat, Diamant zu verwenden, werde ich schauen, dass bestehende Fehler oder Probleme so schnell wie möglich behoben werden und dass das, was bisher fehlt (z.B. Einstellung der Therapiewerte in der Konfiguration) funktionsfähig wird.

Wartung

Manchmal ist es nötig, alles nochmal durchzuführen. Bei mir wurde das dadurch verursacht, dass ich mir ein neues Handy zulegte. Es ist nämlich nicht möglich, die Uhren einfach vom alten Handy zu trennen und mit dem neuen zu verbinden. Ich weiss nicht, was Google sich dabei denkt, denn sie denken normalerweise ziemlich gut, was die Benutzerfreundlichkeit angeht. Aber hier muss man doch tatsächlich die Uhr auf Werkseinstellungen zurücksetzen, was bei der Smartwatch 3 dann dazu führt, dass man die Einrichtung über ADB wieder durchführen muss.

Nach dem Zurücksetzen befindet sich zwar noch die richtige Android-Version auf der Uhr, aber NFC hat sich verabschiedet und der Google Play Store ist auch wieder auf einem alten Stand. Im Zuge dieser Suboptimalität habe ich mir dann eine Batchdatei geschrieben, die den Grossteil der Schritte durchführt, um die Smartwatch 3 wieder auf den richtigen Stand zu bringen.

Dazu brauch man zunächst folgende Dateien:

Ich habe sowohl die Quelle im Internet, als auch die direkten Download-Links angegeben, da es teilweise sehr schwer ist, die Download-Links auf den Seiten zu finden. Ich möchte denen, die die Dateien zur Verfügung stellen aber auch nicht die Lorbeeren wegnehmen. Lediglich die Batchdatei smartwatch3.bat ist meine eigene Kreation.

Diese müssen in das Verzeichnis kopiert werden, in dem sich ADB befindet. Dann mussnoch die Smartwatch 3 über USB mit dem Computer verbunden werden. Anschliessend die Batchdatei smartwatch3.bat im Verzeichnis von ADB ausführen und den Anweisungen folgen. Wenn alles funktioniert, sollte die Smartwatch 3 danach wieder in der Lage sein sich mit dem Handy zu verbinden und per NFC den Sensor auszulesen.

Es gibt auch eine andere Batchdatei namens smartwatch3-maywork.bat (Download | Quelle im Internet). Wie der Name schon sagt, kann es sein, dass diese auch funktioniert, muss aber nicht sein. Ich habe es nicht getestet, weil ich froh war, als alles wieder lief. Ich werde das ausprobieren, wenn ich wieder mal ein Problem habe und die Smartwatch 3 zurücksetzen muss.

Für einen unmotivierten Versuch bin ich zu sehr Programmierer und halte mich an die alte Weisheit:

Repariere nichts, was nicht kaputt ist 🙂

 

Diabetes – na wie geht es?

Mein Diabetes und ich

Ich erhielt meinen Diabetes zum Jahreswechsel in das Jahr 1996. Zu der Zeit hatte ich keinerlei Ahnung, was Diabetes überhaupt ist und mein Wissen darum begann damit, dass ältere Menschen darauf achten müssen, was sie für Wein trinken. Also nichts, was mir Sorgen machen musste, da der Alkohol und ich seit jeher einen Nichangriffspakt einhielten.

Leider waren diese Informationen keine solchen, sondern Unwissenheit gepaart mit Desinteresse vereint unter dem Mantel der Dummheit. Ich durchlief dann verschiedene Stationen von Nicht-Wahrhaben-Wollen bis hin zur Akzeptanz und auch verschiedene Stufen der Diabetesbehandlung. Begonnen wurde mit einer ICT (Intensivierte konventionelle Insulintherapie), die nach längerer Zeit und sträflicher Vernachlässigung meiner Messungen letztendlich in Folge einer Ketoazidose dazu führte, dass ich einen neuen Begleiter namens Insulinpumpe erhielt. Mit dieser freundete ich mich nach anfänglicher Skepsis (wie geht Schlafen, Duschen, Anziehen mit so einem Ding?) relativ schnell an und lebte fortan Seite an Seite mit ihr, ständig im Bemühen, ein wenig besser zu sein, als der Diabetes. Es funktionierte mal besser, mal schlechter, aber so einen Vorfall wie zu Beginn unseres gemeinsamen Weges gab es bisher nicht mehr.

Was uns allerdings weiter begeleitete war die blutige Messung der inneren Werte. Zur Kontrolle und zur Berechnung der benötigten Insulinmenge war es nötig, mehrmals am Tag, zumindest aber zu den Mahlzeiten, den Dolch zu zücken und einem Finger eine blutige Wunde beizufügen, deren Inhalt dann in ein Messgerät aufgenommen, analysiert, protokolliert und weiter verarbeitet wurde. Den Dolch nannten das medizinisch geschulte Personal „Lanzetten“ und es gab Gerätschaften, mit denen sich die erwähnte Gewalttat in Grenzen hielt. Aber es war doch eine ständige Belastung der sonst relativ unbeschwerten Epidermis.

Anfang 2016 gesellte sich dann ein neuer Freund zu uns hinzu. Er hiess FreeStyle Libre, kam von der Firma Abbott und konnte die inneren Werte auf anderem Wege ans Tageslicht fördern. Zwar nicht ganz nichtinvasiv, aber dafür war es deutlich seltener nötig, das Fell zu löchern, da er dort, wo er sich festbiss, 14 Tage sitzen blieb. Die Werte erhielt ich, indem ich ein Lesegerät in seine Nähe brachte. Und mit Nähe meine ich wirklich sehr nahe, bis hin zur liebevollen Berührung. Das war zwar ein sehr guter Schritt, aber ich wagte es noch nicht, den nächsten zu tun, so dass ich diese Werte nur zur Information verwendete, aber nicht zur Therapie. Diese war nach wie vor den Werten der blutigen Schlachten auf den Fingerkuppen vorbehalten.

Vor kurzem verkündete mir meine Diabetesberaterin dann, dass es wahrscheinlich wäre, dass die Krankenkasse die benötigten Teststreifen für die blutigen Messungen nicht mehr sponsorn würde, wenn man so ein blutleeres Gerät zur Verfügung hätte. Dabei kann ich zwar den Gedankengang nachvollziehen, denn die Kosten dafür sind nicht unerheblich, aber auf der anderen Seite erschliesst sich mir nicht, wieso die Krankenkassen es dann nicht erlauben, die Werte, die unblutig zur Kenntnis gelangen als Basis der Therapie heran zu ziehen. Da scheint mir nicht richtig durchdacht zu sein.

Aber nun gut, auch ich habe so meine Durchhänger, wenn es um konsequentes Verhalten geht, also will ich es ihnen mal zugestehen. Allerdings habe ich für mich beschlossen, dass ich dann endlich versuche, eigene Erfahrungen zu sammeln und nicht mehr blind allem zu zu stimmen, was Gott Krankenkasse von ihrem Thron aus beschliesst.

Und so wurde ich dann auf eine Gruppe aufmerksam, die unter #WeAreNotWaiting auf Twitter zu Gange waren, woraus sich ein Do-It-Yourself Ansatz für eine künstliche Bauchspeicheldrüse entwickelt hat. Diese Ansatz ist so dermassen DIY, dass sie jeden davor warnen, das zu versuchen, es sei denn, er weiss, was er tut und ist in der Lage seine Therapie selbsttätig zu steuern. Eigenschaften, die vermutlich auf die meisten Langzeitdiabetiker zutreffen dürften, da sie Tag und Nacht damit leben müssen.

Von der Industrie ist ja leider keine grosse Unterstützung für die Patienten zu erwarten, weil wir da eben keine Patienten, sondern Kunden sind. Und als solche sollen wir letztlich einer Firma immer die Treue halten, dafür sorgen, dass unsere Krankenkasse ihre Gelder ausschliesslich in die Kasse des jeweiligen Herstellers umleitet und keine Möglichkeit haben, irgend etwas von der Konkurrenz zu verwenden. Dieses Gedankengut ist zwar weit verbreitet, eigentlich für jeden ordentlichen Kapitalisten auch nachvollziehbar, aber für Menschlichkeit, Mitgefühl und Fürsorge kann ich da leider keine Punkte vergeben.

Deswegen ist die Bewegung der DIY-Patienten etwas, was ich durchaus unterstützenswert und hilfreich finde. Es gibt heutzutage technische Möglichkeiten, die es einem ermöglichen, einen sogenannten Closed Loop herzustellen. Das heisst, der Zuckerwert wird ermittelt, aus den Daten dieses Wertes, dem Verhalten der Werte in der Vergangenheit und anderen Faktoren wird ermittelt, wieviel Insulinbedarf der Körper hat, dem dieser Wert entsprang und im Anschluss daran wird die entsprechende Insulinmenge abgegeben oder eine Empfehlung ausgesprochen, etwas kohlehydrathaltiges zu sich zu nehmen.

Wenn die Faktoren korrekt sind und die Geräte fehlerfrei arbeiten, braucht da kein Mensch eingreifen und der Körper kann fast wie ein Körper ohne Diabetes funktionieren. Bisher ist so eine Lösung allerdings Utopie, weil es an einem durchgängigen System fehlt. Viele Hersteller arbeiten an so etwas, aber jeder kocht da sein eigenes Süppchen und es gibt soweit ich weiss keinen, der aktuell die Nase vorn hat. Und wenn es einen gibt, dann behält der sein Wissen natürlich für sich, damit er den Zieleinlauf für die Krankenkassengelder ebnen kann und nicht die Konkurrenz. Wir warten also durchaus noch längere Zeit, bis sich da was tut.

Aber: #WeAreNotWaiting, wie das Hashtag so schön sagt.

Also habe ich eines Morgens beschlossen, dass ich mich auch ein wenig in diese Richtung entwickeln möchte. Ich benötige nicht unbedingt eine Closed Loop, aber ich wollte in den Looping einsteigen, um ein wenig mehr Komfort zu haben. Als erstes hörte ich auf, den Blutzucker zu ermitteln und verwendete nur noch den FreeStyle Libre zur Messwertgewinnung. Da die Basalrate meiner Pumpe perfekt lief, habe ich zunächst mal einfach meine normalen Werte verwendet, um die Bolus-Berechnung durchführen zu lassen. Das lief auch ganz gut und so beschloss ich, den nächsten Schritt zu wagen: Die Umwandlung eines FGM in ein CGM.

FGM (Flash Glucose Monitoring) bedeutet, dass man selbst aktiv werden muss, um einen Wert zu ermitteln. Das ist zwar im Fall eines Sensors, der permanent am Körper sitzt nicht schmerzhaft, aber es ist halt eine Unterbrechung anderer Tätigkeiten.

CGM (Continous Glucose Monitoring) benötigt keine Aktion mehr, sondern stellt die Werte ständig aktualisiert zur Verfügung, so dass man sie nur anschauen, aber nicht mehr ermitteln muss und sogar beim Über- oder Unterschreiten bestimmter Grenzwerte benachrichtigt werden kann.

Inzwischen habe ich das CGM laufen und lege in einem eigenen Beitrag dar, wie ich das mit dem FreeStyle Libre erreicht habe.